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Spitze einer stattlichen Zahl von Adligen kam der Herr von Wineck und drang unter dem Rufe „Bischof von Straßburg" unvermutet in die Stadt. Als der Schultheiß das vernahm, toaffnete er sich, trat dem Feinde entgegen und jagte ihn zum Tore hinaus, fiel aber in dem Kampfe. Zwanzig vom Adel wurden erschlagen; Colmar blieb eine kaiserliche Stadt. Noch heute gedenken die Col-marer ihres tapferen Schultheißen. Zu seinen Ehren nannten sie eine Straße Rösselmannstraße, und da, wo einstmals das Tor war, durch das er in einem Fasse in die Stadt gebracht wurde, steht ein schöner Brunnen mit seinem Standbilde geschmückt — der Rösselmannbrunnen.
In der Zeit wütete der Kamps auch in und um Straßburg. Es standen die Bürger gegen Bischos und Adel, um Straßburgs Freiheit zu verteidigen, aus Straßburg eine freie, reichsunmittelbare Stadt zu machen. Der Bischof verhängte das Interdikt über die Stadt; es durfte da keine Messe gelesen, kein Amt gesungen, keinem Kranken die heilige Wegzehrung gereicht werden. Doch alles vergebens. Die Bürger gaben nicht nach. Der Krieg zog sich in die Länge. Endlich kam es zum entscheidenden Schlage im Jahre 1262 bei Oberhausbergen, in derselben Gegend, wo 900 Jahre vorher Julian gegen Chnodomar gekämpft hatte. Der Bischof hatte 300 schwerbewaffnete Reiter und 5000 Mann Fußvolk. Die Bürger waren in größerer Anzahl, aber viele waren im Kampfe nicht geübt. Den Bürgern befahlen ihre Anführer, die Pferde der Ritter niederzustechen und so die Schwergepanzerten zu Falle zu bringen. Der Bifchof stellte sich selbst an die Lpitze feiner Truppen und stritt mutig voran. Allein vergebens. Zwei Pferde waren unter ihm schon getötet worben, mit dem britten floh er samt seinen Anhängern eiligst davon. Sieben,zig Ritter lagen tot am Boden, darunter auch des Bischofs Bruder und sein Oheim. Walter aber starb bald aus Gram über diese Niederlage, eo wurde Straßburg aus einer bischöflichen eine freie unmittelbare Reichsstadt.
In der letzten Zeit dieses Kampfes war Graf Rudolf auf Seite der Bürgerschaft geftanben und half die Freiheit Straßburgs miterkämpfen. Auch als Kaiser achtete er die Freiheiten des Volkes. Oftmals kam er in das Elsaß und hielt sich zu Straßburg , zu Hagenau, zu Ensisheim auf. Er war ein Feind der Raubritter, die damals von ihren Burgen aus das ganze Land beunruhigten. Er zerstörte ihre Schlösser, unter denen int Elsaß die Burg Reichenstein bei Reichenweier zu nennen ist, die er mit Hilfe der Colmarer brach.
Nicht nur Straßburg und Colmar machten sich frei, js gab eine ganze Anzahl freier Städte; sie nannten sich kaiserliche etäbte. Im Jahre 1354 unter Kaiser Karl Iv. vereinigten sie sich zu einem selbständigen Bunde. Es waren ihrer zehn: Weißenburg,
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Extrahierte Personennamen: Julian Rudolf Rudolf Karl_Iv Karl
Männer. Sie zogen, nach Gauen und Stämmen in große Heerhaufen geordnet, von den Gaugrafen und Herzögen geführt, in den Kampf. Jeder Wehrmann hatte für Waffen, Roß und Lebensmittel selbst zu sorgen.
Nachdem durch den Einfluß des Lehenswesens der alte Heerbann verfallen war, trat an seine Stelle das Aufgebot der Vasallem Jeder Lehensmann war seinem Lehensherrn und alle Lehensherren bis hinauf zu den höchsten Reichsfürsten dem Kaiser zur Heerfolge verpflichtet.
Die Hauptstärke des Vasallenheeres war die gepanzerte Reiterei, die mit gefällten Speeren gegen den Feind ansprengte und wenn er durch den Stoß erschüttert war, mit Schwert und Streitkolben kämpfte.
Rittertum. Die Reiterei des Vasallenheeres bestand aus adeligen Lehensmännern und bildete mit der Zeit einen eigenen Stand, den Ritterstand. Die Pflichten des Ritters waren: ehrbarer Wandel, unverbrüchliche Treue gegen den Landesherrn, Tapferkeit, Befchütznng der Schwachen, besonders der Frauen und Waifen, Kamps gegen die Feinde des christlichen Glaubens. Ter junge Adelige wurde für den Ritterstand sorgfältig erzogen. Im siebenten Jahre wurde er einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edelknabe diente, und der ihn in feiner Sitte und allen ritterlichen Künsten unterwies. Im vierzehnten Jahre wurde er Knappe und begleitete nunmehr seinen Herrn in den Krieg, zum Turnier, auf die Jagd; er führte thm das Roß vor, versorgte seine Waffen, schnallte ihm den Harnisch an und kämpfte anjeincr Seite, fortwährend darauf bedacht, dem Lehrmeister an ritterlicher Tugend und Ehrenhaftigkeit gleich zu werden. Im einund-zwanzigsten Jahre war die Lehrzeit beendet, und der Knappe wurde durch den Ritterschlag in den Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen und Gebet auf die feierliche Handlung vor. In einer Kirche vor dem Altare wurde er mit der Waffenrüstung angetan und legte das Gelübde ab, die Pflichten eines christlichen Ritters treulich zu erfüllen. Hieraus wurden ihm die goldenen Sporen, das Abzeichen der Ritterwürde, angebunden, und der vornehmste der anwesenden Ritter gab ihm mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken und die Schulter. An diese Feier schlossen sich zu Ehren des jungen Ritters noch weltliche Festlichkeiten, Turnier, Festmahl und Tanz an.
Zur Pflege des ritterlichen Geistes dienten die Turniere. Diese waren Kampsspiele, die entweder von Fürsten, oder auch von ritterlichen Genossenschaften veranstaltet wurden. Die Kämpfer, zu Roß in voller Waffenrüstung, sprengten mit eingelegten Lanzen auf einander los, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, gewann den Preis, den Turnierdank, der ihm von einer der zuschauenden Damen überreicht wurde. Dem Sieger verfielen auch Roß und Waffen des Besiegten, der sie jedoch um Geld auslösen konnte. Oft wurde bei den Turnieren auch mit dem Schwerte und dem Streitkolben gekämpft, und wiewohl das Turnier unrein friedlicher Wettstreit fein sollte, büßte mancher wackere Ritter dabei das Leben ein.
Nie Kirche. Der Süden Deutschlands war früher für das Christentum gewonnen als der Norden und Osten. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen — oft mit Anwendung von Gewalt — bekehrt und in ihrem Gebiete die Bistümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Bremen, Verden und Halberstadt errichtet. Nach der Eroberung der von Slaven bewohnten Gebiete auf dem rechten Ufer der Elbe wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz gestiftet. Alle diese Bistümer wurden mit großen Gütern ausgestattet. Die Kaiser übertrugen den Bischöfen und Erzbischösen auch wichtige Ämter mit großen Reichslehen. So wurden mit der Zeit die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Bremen mächtige Reichsfürsten, die großen Einfluß auf die Geschicke des Reiches hatten.
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Extrahierte Personennamen: Wehrmann Kamps Karl Karl
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das ihn verurteilte; und acht Henker stritten sich um das Vorrecht, ihm den Kopf abzuschlagen.
Da feierte man ein fröhliches Osterfest im Jahre 1474, und überall hörte man das Lied singen:
Christ ist erstanden!
Der Landvogt ist gefangen!
Des wollen wir froh fein,
Sigismund soll unser Trost sein!
Kyrie eleison!
Damit war der Anschlag Karls des Kühnen auf das Elsaß mißlungen. Im Jahre 1475 wandte er sich gegen Lothringen und brachte eine Anzahl von Städten in seine Hände. Der Herzog von Lothringen, Renatus, mußte das Land verlassen; flüchtig kam er in das Elsaß und in die Schweiz, um Bundesgenossen zu suchen. Er brachte in der %at eine große Verbindung von Städten und Fürsten int südwestlichen Deutschland zusammen, und die elsässischen Städte stellten zahlreiche Truppen ins Feld. In zwei großen Schlachten bei Granson und Murten in der Schweiz wurde Karl der Kühne geschlagen. Bei Murten fochten Elsässer in den vordersten Reihen.
Jetzt kehrte der Herzog von Lothringen in fein Land zurück und eroberte es wieder. Karl der Kühne zog gegen ihn, und bei Nanzig kam es im Jahre 1477 zwischen beiden Herzogen zur Entscheidungsschlacht. Es war ein furchtbarer Kampf; Karl stritt wie ein Löwe, allein er wurde geschlagen und floh. Die Lothringer eilten ihm nach, und als fein Pferd im Schlamme eines angeschwollenen Baches stecken blieb, wurde er von den Verfolgern getötet und ausgeplündert.
So starb der gewaltige Gegner, der es aus die Eroberung des Reichslandes abgesehen hatte.
5. Kais er Sigismund in Straßburg.
Ein freudiges Ereignis aus dem 15. Jahrhundert dürfen wir nicht vergessen. Es ist der Besuch Kaiser Sigismunds in Straßburg im Jahre 1414. Sigismund kehrte aus einem Kriege in Oberitalien nach Deutschland zurück. In Bafel schiffte er sich mit seinem Gefolge ein und kam unter dem Geläute sämtlicher Glocken durch den Rheingießeiv) in die Stadt. Bei dem Schlosse angelangt, stieg er ans und setzte sich zu Pferde. An dem Landungsplätze standen die versammelte Geistlichkeit im höchsten Ornat, die fünfte mit Stangkerzen.**) Außerdem harrten mehrere Fürsten und die Herren der Stadt auf die Ankunft des Kaisers.
Sigismund ritt dem Münster zu und hätte gern sein Inneres betreten. Allein die dichtgedrängte Menge konnte sich nicht
,*) Rheinarm, der Straßbnrg ehedem mit dem Rheine verband.
**) Kerzen, die auf Stangen gesteckt waren.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Karls Renatus Karl Karl Karl Karl Sigismund Sigismunds Sigismund Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Lothringen Schweiz Deutschland Murten Lothringen Straßburg Straßburg Oberitalien Deutschland Bafel Rheingießeiv Rheinarm Rheine
— 32 —
wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein.
Die Judenverfolgungen.
Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-
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Extrahierte Personennamen: Burkard_Twinger
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Elsasses Colmar Hagenau Europa Elsasse Lothringen Frankreich Colmar Andlau Ensisheim Colmar
408
Neunter Zeitraum.
Verstand und Scharfblick ersetzten in ihm zum Theil den Mangel
an eigentlichen Kenntnissen, und weder unterrichtet noch kriegserfah-
ren, wußte ec dennoch Gelehrte und Feldherren zu würdigen. Ein
ritterlicher Sinn, ein feiner Tact für Würde und Anstand be-
wahrten ihn vor roher Zügellosigkeit, und fein üppiger, sittenloser
Hof mußte wenigstens die äußern Gesetze der Sittlichkeit ehren.
Der Tod seines Schwiegervaters, Philipps Iv^., Königs von
Spanien, gab Ludwig Xiv. den Vorwand zu einem Angriffe
auf die spanischen Niederlande, indem er. das nur bei Privatperso-
nen geltende Devolutionsrecht, wornach den Kindern aus mehrern
Ehen bei dem Absterbendes Vaters zufallt, was er in jeder Ehe erwor-
den, in Anwendung bringen wollte. In kurzem hatte Türenne neun Fe-
U:ü7 stungen in den spanischen Niederlanden erobert; Eonde besetzte die
Franche-Comte, da hinderte die Tr i pp lea llia nz von England,
Holland und Schweden Ludwig Xiv. weiter um sich zu greifen
dn, 1. und nöthigte ihn zu dem Aachner Frieden, wobei aber doch
Hst zwölf feste Platze in seinen Händen blieben. Ludwigs Hauptplan
war gescheitert, wovon er Holland die Schuld betinaß, ein Ra-
chekrieg ward daher gegen selbiges beschloffen. Er zog den Kö-
nig von England Karl Ii. aufseine Seite; dagegen verbündeten
sich der König von Spanien, Karl Ii., der Kaiser, Leopold
und.der große Chucfürst von Brandenburg, Friedrich Wil-
ui72 Helm, mit Holland. Der Krieg begann zur See und zu Lande.
Der tapfere Admiral Ruyter vereitelte die beabsichtigte Landung
der Engländer und Franzosen auf dem Tepel; dagegen über-
schwemmten Türenne und Conde Holland mit ihren Heeren bis
nach Amsterdam, nachdem vorher auch Lothringen besetzt worden
war. Doch die wiederholten Vortheile, welche die holländischen
Admirale Ruyter und Tromp über die englischen Flotten da-
von trugen, bestimmten Karl Ii. zu einem Separatfrieden mit
d.u ro. Holland, welches die Franzosen wieder geräumt hatten, da man
durch Eröffnung der Schleusen und Durchstechung der Dämme
3,1,4 das Land unter Waffer setzte. Ueberdieß verlor Ludwig seine zwei
ten 27; besten Feldhercn in diesem Feldzuge, denn Türenne ward durch
eine Kanonenkugel getödtet und Conde zog sich wegen Kränklich,
keit vom Dienste zurück. Der Friede zu Nimwegen been-
rcu iu. diesen Krieg zuerst mit Holland, dann mit Spanien,
drn'i?' un^ endlich auch mit dem Kaiser und dem deutschen Reiche, den
e.-pk'.5- §ebr. 1679. Frankreich gab zwar einige Plätze an Spanien
ro,s zurück, behielt aber dagegen Franche-Comte und 13 Städte in
den Niederlanden, doch seinen Hauptplan, Holland mit Frank-
reich zu vereinigen, bewerkstelligte Ludwig nicht. Dagegen benutzte
er des Kaisers Bedrängniß von den Türken und riß durch die so
genannten Reunionen mehrere Distcicte, Plätze und die wich-
tige Stadt Straßburg an sich. Die dabei betheiligten Staaten,
Deutschland, Spanien und die Niederlande, scheueten einen neuen
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Extrahierte Personennamen: Philipps_Iv^. Philipps Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwigs_Hauptplan Ludwigs Karl_Ii Karl Karl_Ii Karl Leopold Leopold Friedrich_Wil- Friedrich Admiral_Ruyter Karl_Ii Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Spanien England Holland Schweden_Ludwig_Xiv Holland England Spanien Brandenburg Holland Holland Amsterdam Lothringen Holland Nimwegen Holland Spanien Frankreich Spanien Niederlanden Holland Deutschland Spanien Niederlande
— 284 —
mit seinem Heere müßig in Böhmen und schien auf Verrat gegen den Kaiser zu sinnen, um die böhmische Königskrone für sich zu gewinnen. Daher setzte ihn der Kaiser ab und erklärte ihn in die Acht. Einige Offiziere seines Heeres erhielten den Auftrag, ihn tot ober lebendig auszuliefern. Sie drangen bah er, während der Felbherr in der böhmischen Stadt Eger verweilte, des Nachts in sein Schlafgemach ein mtb stießen ihm die Lanzen in die Brust. Das war das Ende des Mannes, der ganz Deutschland mit Blut und Schrecken erfüllt hatte: er starb durch grausigen Meuchelmord.
108. Dev rvestfattsche Friede.
1. Die Kriegsnot auf dem Gipfel. — Der fürchterliche Krieg schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Immer höher stieg das Elenb, das er über Dentschlanb verbreitete. Branb-schatzenbe nnb plünbernbe Heere bnrchzogen es von einem Ende bis zum andern mtb verwüsteten nnb ängstigten so gut Freunbes- als Feiubeslaub. Die Schweden verloren seit Gustav Abolfs Tode mehr und mehr die alte Mannszucht und wurden durch Sengen und Brennen, Morden und Rauben zum Schrecken für jedermann. „Aus der Schweden Not erlös' uns, lieber Herr Gott!" betete das Volk in allen Kirchen. Auch die Franzosen mischten sich endlich in den Krieg ein, um Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. So nahm die allgemeine Verwirrung nur zu. Blutige Schlachten wurden geliefert; doch gewann keine der kämpfenden Parteien dauernd die Oberhand. Erst als alle aufs tiefste erschöpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande.
2. Der Friedensschluß 1648. — In den westfälischen Städten Münster und Osnabrück wurde er abgeschlossen; daher heißt er der westfälische Friede. In demselben kamen zwei der schönsten deutschen Länder in fremde Hände: die Franzosen erhielten das Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßburg, die Schweden den größten Teil von Pommern und die Insel Rügen. In Sachen der Religion wurde bestimmt, daß die Protestanten (Lutheraner und Reformierte) in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten, wie die Katholiken.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Abolfs Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Eger Deutschland Schweden Schweden Pommern Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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richteten sie Verschanzungen aus, deren Spuren bis aus den heutigen Tag noch nicht völlig verwischt sind. Dieselben waren in drei Reihen hinter einander angebracht, so daß, falls die vordere vom Feinde erobert werden sollte, die folgenden noch gehörigen Schutz gewähren und den Rückzug decken konnten. In allen Schmieden des ganzen Landes war man beschäftigt, Waffen, Harnische und Beiu-schienen zu verfertigen; und diejenigen Bauern, welche nicht über eine Waffe verfügten, ergriffen ihre Sensen, ihre Heugabeln -oder ihre Dreschflegel; und was für furchtbare Waffen diese sonst zu friedlicher Beschäftigung bestimmten Geräte in den Händen wütender Bauern werden können, davon haben geistliche und weltliche Unterdrücker schon oftmals Beweise empfangen in deutschen Landen. Der Ackerbau wurde in dieser Zeit vernachlässigt; nur die notwendigsten Arbeiten geschahen auf dem Felde oder dieselben wurden den Greisen und Weibern überlassen, die waffenfähige Mannschaft aber zog Tag für Tag hinaus auf den Sammelplatz nahe bei Berne, um dort sich in der Kunst des Kriegführens zu üben. Der Freischöffe und seine beiden Freunde führten den Oberbefehl über die kampfesmutige Schar; Ritter, die um ihres Glaubens willen oder wegen anderer Ursachen aus ihrer Heimat vertrieben waren, unterstützten sie willig in diesem Geschäft. In den Pansen aber waren die Männer damit beschäftigt, ihre Schwerter, Sensen und Beile zu schärfen und zu härten, und noch heute kann man an einem Pfosten der Berner Kirche die Stelle sehen, wo dieses geschah. Der steinerne Pfosten ist hier völlig ausgehöhlt, weil er als Schleifstein benutzt wurde; vielleicht glaubten die Baueru in ihrer frommen Einfalt, den Waffen dadurch eine größere Weihe zu geben, wenn dieselben an den Steinen ihres ehrwürdigen Gotteshauses geschärft wurden.
Auf feindlicher Seite war man jedoch nicht minder geschäftig, alles zu der großen Entscheidung in Bereitschaft zu setzen. Die Bischöfe von Minden, Lübeck, Ratzeburg, Paderborn, Hildesheim, Verden, Münster und Osnabrück
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Extrahierte Ortsnamen: Berne Minden Ratzeburg Paderborn Hildesheim Verden
54
Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem
Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver-
folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals
nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher
Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot
ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu:
„Hengstchen, spring awer,
Kriegst'n Spint Halver,
Springst im nicht awer,
Freten mi und die de Rawen!"
Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das
Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet.
Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein
hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier
einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden,
die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt
wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch
vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst
kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der
merkwürdigste ist.
Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten
und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden
abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte.
Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls
des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken
Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa.
Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han-
nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in
hoher Blüte.
Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert
und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber
von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer
Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln.
Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen
Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite
meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge-
nannt werden.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karls Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
302
Reichsstädten und Abteien, die Bisthümer Paderborn, Hildesheim
und Münster (das letzte nicht ganz) als Entschädigung.
Schon im dritten Monate nach dem Luneviller Frieden, am
24. Marz 1801, wurde der russische Kaiser Paul, der schon
sichtbar sich auf die Seite Bonaparte's neigte, ermordet, und
sein ältester Sohn, Alexander, auf den blutigen Thron erho-
den. — Kurz zuvor wäre auch Bonaparte beinahe das Opfer
einer Verschwörung geworden. Einige Unzufriedene hatten eine
Maschine, bestehend aus einer Pulvertonne, die aus einem Karren
befestigt und mit Kugeln rundum geladen war, am Abende des
24. Decembers 1800 in einer Straße, durch welche Bonaparte
nach der Oper zu fahren pflegte, ausgestellt, um ihn in die Luft
zu sprengen. Bonaparte kam an, aber sein halbtrunkener Kutscher
jagte mit ungewöhnlicher Schnelligkeit; und als die Explosion die-
ser sogenannten Höllenmaschine erfolgte, war Bonaparte
bereits außer Gefahr. Acht Thellnehmer dieser Verschwörung
wurden hingerichtet und eine große Anzahl Verdächtiger aus Pa-
ris verwiesen.
Kehren wir jetzt nach Ägypten zurück, tvo, wie wir oben
hörten, Kleber *) den Oberbefehl führte. Dieser that alles Mög-
liche, das eroberte Land zu behaupten. Er erfocht sogar zwei
höchst glanzende Siege über die an Zahl weit überlegenen Feinde.
Aber am 14. Juni, an demselben Tage, wo Bonaparte den
glanzenden Sieg bei Marengo erfocht und der tapfere Desaix siel,
endete auch Kleber durch Meuchelmord. Wahrend er, bloß von
seinem Architekten begleitet, auf der Terasse seines Hauses auf-
und abging, nahet sich ihm wie ein Bittender ein junger Ägyp-
tier, mit Namen Solimán, übergibt ihm eine Schrift, ersticht
ihn während des Lesens und entflieht. Nicht lange blieb der
Mörder unentdeckt. Schon am Abende des Tages ward er ein-
gezogen und am vierten Tage schrecklich hingerichtet. Ihm wurde
ein spitzer Pfahl der Länge nach langsam durch den Leib getrieben,
*) In der ehemaligen fürstlichen Militarschule zu Münster legte
dieser den ersten Grund zu seiner großen Laufbahn
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Paul Alexander Alexander Bonaparte Marengo Desaix
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Das Mittelalter.
sächsischen Kaiserhauses besetzt. Eine gewaltige Herrschernatur, die sich schon
in dem majestätischen Aeußern und dem Ehrfurcht gebietenden Blick und We-
sen kund gab, warfotto alle trotzigen Widersacher nieder, aber dendemüthi-
gen und Gebeugten begegnete er mit Großmuth und Gerechtigkeit. 2) Wie
Heinrich erweiterte auch Otto das Reich gegen Dänen und Slav en und
suchte durch Pflanzung des Christenthums Civilisation unter ihnen zu verbrei-
ten. Er zwang den König Harald zur Herausgabe Schleswigs und zur
Annahme des Christenthums, drang in Jütland ein, wo er seine Lanze in
einen Arm des Meerbusens Limsiord warf, der davon den Namen Ottensund
erhielt und legte drei dem Erzstift Bremen untergeordnete Bisthümer
(Schleswig, Ripen, Aarhus) dafelbst an. Zur Bekehrung der überelbischen
Wenden-Slaven, bei deren Bezwingung der tapfere und verschlagene Sachse
Gero große Dienste that, gründete er die Lausitzer Mark und die der
Metropolitankirche von Magdeburg unterworfenen Bisthümer Merse-
burg, Zeitz, Meißen, Brandenburg und Havelberg. Innerer
Verrath und Zwiespalt und die treulose Ermordung von dreißig Häuptlingen
bei einem Mahle durch den zum Markgrafen erhobenen Gero hatten die Sla-
ven geschwächt und zur Unterwerfung gebracht. Auch in Böhmen wurde
unter Boleslav dem Frommen mit der deutschen Lehnsherrlichkeit
das Christenthum befestigt und in Prag ein bischöflicher Sitz errichtet.
3) Mittlerweile hatten sich die Ungarn wieder erholt, und als sie nun mit
neuen Raubzügen Deutschland heimsuchten und drohten, mit den Hufen ihrer
zahllosen Roffe die deutschen Städte zu zertreten, brachte ihnen der kriegskun-
dige König unter dem Reichsbanner mit dem Erzengel Michael in der
»55. Schlacht auf dem Lechfelde (bei Augsburg) eine solche Niederlage bei, daß
von den großen Schwärmen nur Wenige dem scharfen Schwert der Baiern,
Franken, Schwaben und Böhmen entrannen und ihre Streifzüge fortan auf-
hörten. Hunderttausend Todte, darunter Otto's tapferer Schwiegersohn
Konrad und die Bischöfe von Eichstadt und Regensburg, sollen die Wahl-
statt gedeckt haben. In allen Kirchen erschallten Lobgesänge zu Ehren Otto's,
des Vaterlanderretters. — Bald schuf das Christenthum, das von Passau
aus bereits in Ungarn Eingang gefunden und am Ende des Jahrhunderts
£C. looo. unter König Stephan dem Heiligen, dem Gesetzgeber und Ordner des Lan-
des, den Sieg erlangte, mildere Sitten und friedfertigen Sinn.
*) Der Erzbischof von Mainz (als Erzkanzler) so wie die Erzbischöfe von Trier
undköln waren bei der Krönung thätig; der Herzog von L o th r i n g en war K ä m-
merer, der Herzog von Franken Truchseß, der Herzog von Schwaben Obcr-
schenke, der Herzog von B ay ern Marschall.
§. 291. 4) Ein folgenreiches Ereigniß für Deutschland war Otto's Er-
962. Werbung der römischen Kaiserwürde, die fortan bei dem „h eilig en römi-
sch en R eich deutsch er Nation" verblieb. Es hatte nämlich Berengar
von Jvrea den lasterhaften und tyrannischen König Hugo von Nieder-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Harald Gero Gero Michael Konrad Konrad Stephan Berengar
von_Jvrea